Wissen mit anderen teilen ist nur was für Feiglinge
In der Welt der Softwareentwicklung gibt es eine ungeschriebene Regel: Expertenwissen ist Macht. Wenn du der Einzige bist, der ein bestimmtes Thema wirklich versteht, wirst du unentbehrlich. Viele Entwickler neigen dazu, sich in bestimmten Bereichen zu spezialisieren und Wissen in einem Silo aufzubauen. Das mag auf den ersten Blick effizient erscheinen, aber ist es wirklich der beste Weg? In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf diese Gewohnheit, was daran problematisch ist, wie man es besser machen kann und warum es sich lohnt, Wissen zu teilen.
Die Gewohnheit: Knowhow im Silo aufbauen
Stell dir vor, du bist Klaus, der unangefochtene Experte für Message Queues in deinem Team. Immer wenn ein Ticket zu diesem Thema auftaucht, geht es direkt an dich. Du hast Erfahrung, bist effizient und das Team weiß, dass es sich auf dich verlassen kann. Nach und nach sammelst du immer mehr Wissen und wirst zum Go-to-Guy für alles, was mit Message Queues zu tun hat. Deine Expertise wächst, und damit auch deine Verantwortung.
Auf den ersten Blick scheint das eine Win-Win-Situation zu sein: Du wirst zum Experten und dein Team profitiert von deiner schnellen Bearbeitung der Aufgaben. Aber je mehr du dich spezialisierst, desto mehr isolierst du dich auch. Dein Wissen wird zur Wissensinsel, auf der nur du dich auskennst.
Was daran schlecht ist: Die Gefahren der Wissensinseln
Das Problem mit dieser Gewohnheit ist, dass du – bewusst oder unbewusst – eine gefährliche Abhängigkeit schaffst. Dein Team verlässt sich immer mehr auf dich und dein Expertenwissen. Was passiert jedoch, wenn du mal krank bist, das Unternehmen verlässt oder schlichtweg keine Zeit hast? Die Fallhöhe wächst mit jeder Aufgabe, die du allein bearbeitest. Plötzlich steht das Team ohne Backup da, und selbst einfache Code Reviews werden zu einem großen Problem, weil niemand sonst dein Level an Wissen erreicht hat.
Wissensinseln führen dazu, dass das gesamte Team an Flexibilität verliert. Anstatt gemeinsam Expertise aufzubauen, bleibt das Wissen in den Händen weniger. Das kann im Ernstfall zu kritischen Situationen führen, in denen Projekte ins Stocken geraten oder sogar scheitern, weil der Experte nicht verfügbar ist.
Wie man es besser macht: Wissensstreuung aktiv fördern
Der Schlüssel zur Vermeidung dieser Problematik liegt in der aktiven Verteilung von Wissen. Statt Aufgaben immer nur dem Experten zuzuweisen, sollte man andere Teammitglieder gezielt einbeziehen. Dies kann zum Beispiel dadurch geschehen, dass Tickets in kleinere, überschaubare Teile aufgeteilt werden, sodass auch weniger erfahrene Teammitglieder an Basisarbeiten oder Teilaspekten mitwirken können. Eine effektive Methode ist auch das Pair Programming, bei dem zwei Entwickler zusammen an einem Ticket arbeiten. So wird nicht nur das Wissen geteilt, sondern auch die Qualität der Arbeit gesteigert.
Indem man die Aufgaben strategisch verteilt und regelmäßig den Wissensaustausch fördert, sorgt man dafür, dass nicht nur der Experte, sondern das gesamte Team wächst. Langfristig zahlt sich das aus, denn es führt zu einer nachhaltigeren Arbeitsweise und einer höheren Resilienz des Teams gegenüber unvorhergesehenen Herausforderungen.
Warum das besser ist: Ein starkes Team ist mehr als die Summe seiner Teile
Ein Team, das Wissen teilt und gemeinschaftlich Expertise aufbaut, ist flexibler und robuster. Wenn alle Mitglieder zumindest Grundkenntnisse in den relevanten Themenbereichen haben, sinkt die Abhängigkeit von einzelnen Personen. Projekte können selbst dann erfolgreich weitergeführt werden, wenn ein Experte ausfällt, weil das Team in der Lage ist, sich gegenseitig zu unterstützen.
Darüber hinaus führt das Teilen von Wissen zu einer Kultur des kontinuierlichen Lernens und Wachstums. Jeder profitiert davon, weil das Team als Ganzes stärker wird. Das führt nicht nur zu einer höheren Zufriedenheit bei den Entwicklern, sondern auch zu besseren Ergebnissen für das Unternehmen.
Abschließend lässt sich sagen: Wissen mit anderen zu teilen, ist kein Zeichen von Schwäche oder Feigheit – im Gegenteil. Es ist eine bewusste Entscheidung für die Stärkung des gesamten Teams und die langfristige Stabilität von Projekten. Also, raus aus dem Silo und rein in den Wissensaustausch!
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Kai Rumrich, kai.rumrich@schwarzer.de, Jetzt anrufen: +49 6131 / 30 292 34
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