Typo3: Das Content Management System für größere Projekte

In Unternehmen geht es heutzutage nicht mehr ohne ein gutes CMS, um Webseiten aktuell zu halten und ihnen ein individuelles Aussehen zu verleihen. Typo3 ist ein bewährtes CMS, das zu den ältesten am Markt zählt. Doch für wen eignet sich T3 wirklich?

Typo3 ist eines der ältesten Open Source CMS

Moderne Content Management Systeme (CMS) gibt es in vielfältiger Form. Für den kommerziellen Einsatz, also für die Gestaltung und Pflege von Unternehmenswebsites, galt lange Zeit Typo3 als der Goldstandard, während WordPress eher den Beigeschmack der Hobbyanwender im Privatbereich oder allenfalls für kleinere Unternehmen hatte. Das hat sich etwas geändert, denn mittlerweile verwenden auch größere Firmen und sogar Megakonzerne WordPress und umgekehrt einige Privatleute zunehmend Typo3.

Man könnte meinen, dass die Wahl mehr oder weniger egal ist, denn Typo3 und WordPress zeigen trotz ihrer Konkurrenz zueinander vor allem eines: Gute CMS-Lösungen müssen nicht teuer sein. Beide Systeme sind Open Source und werden stetig von der Community weiterentwickelt. Auch Typo3 muss sich dabei mit dem Nachteil der offenen Architektur auseinandersetzen, dass Hackerangriffe zum Alltag gehören. Typo3 ist immer dann am sichersten, wenn man regelmäßige Updates einspielt und etwaigen Sicherheitslücken keine Zeit lässt, sich lange auf der eigenen Webseite zu verbreiten.

Infografik: Typo3 - Die Vor- und Nachteile des kostenfreien Content-Management-Frameworks.
Infografik: Typo3 – Die Vor- und Nachteile des kostenfreien Content-Management-Frameworks.

Einfache Bedienung versus komplexe Einstellungsmöglichkeiten

Ein gutes CMS muss heutzutage leicht zu bedienen sein und dafür sorgen, dass der Content im Einklang mit den Anforderungen an die Suchmaschinenoptimierung (SEO) steht – denn wer eine Unternehmensseite betreibt, muss auf jeden Fall das Google-Ranking im Auge behalten. Typo3 gibt dem User die notwendigen Werkzeuge in die Hand, nur die Nutzung ist unter Umständen nicht ganz so einfach wie etwa bei der Konkurrenz von WordPress. So erfordert die Einarbeitung in die Typo3-eigene Programmiersprache einige Zeit und Basiskenntnisse, die über die Fähigkeiten der meisten Laien schnell hinausgehen kann.

SEO-Lösungen müssen oft relativ aufwändig implementiert werden. Zwar kann man auch als Laie mit Typo3 beeindruckende Seiten aufbauen, doch diese sind dann oft mit unnötig komplexen Funktionen vollgestopft, die Datenbanken belasten und nicht wirklich sinnvoll sind. Dafür kann Typo3 in Profihand einiges mehr und wird daher insbesondere für mittlere und große Unternehmen interessant, die den personellen, zeitlichen (und damit auch finanziellen Aufwand) für eine professionelle Programmierung und Betreuung von Typo3 nicht scheuen. Für kleine Unternehmen oder gar Privatleute ist das in der Regel der Punkt, an dem sie eher zu WordPress greifen, da die meisten Funktionen dort ebenfalls vorhanden und verfügbar sind.

Doch für einige Firmen ist der Gedanke, eine Standardwebseite mit Standarddesign zu verwenden, das trotz aller Anpassungen von Themes und optischen Gimmicks irgendwie vielen anderen Seiten ähnelt, ein Grund, auf Typo3 zu setzen. Hier sind die optischen Aspekte und Funktionen der Webseite völlig frei und individuell programmierbar und können ohne große Pakete mit Themes oder Plugin allein durch die Anpassung von Code realisiert werden. Obwohl man mittlerweile auch bei WordPress und anderen CMS die Optik so anpassen kann, dass das Grundgerüst kaum noch zu erkennen ist und Ähnlichkeiten zu anderen Seiten wegfallen, bietet Typo3 hier dann doch die größere Flexibilität. Es benötigt aber eben auch mehr Expertise. Individualität ist jedenfalls ein großes Thema bei Nutzern, die Typo3 anderen CMS vorziehen.

Ein großes Thema ist bei allen Webseiten heutzutage die mobile Nutzung. (#01)
Ein großes Thema ist bei allen Webseiten heutzutage die mobile Nutzung. (#01)

Mobile Nutzung und Responsive Design sind in Typo3 gut zu implementieren

Ein großes Thema ist bei allen Webseiten heutzutage die mobile Nutzung. Gerade auch im Hinblick auf SEO wird das immer wichtiger, denn Google stuft mittlerweile die mobile Nutzung per Smartphone oder Tablet mindestens gleichwertig (manchmal höher) ein als bei den klassischen Desktop-Seiten. Da es keinen Sinn macht, parallel verschiedene Versionen für mobile und stationäre Lösungen zu programmieren (wie es vor einigen Jahren noch üblich war), setzen die meisten Entwickler heute auf Responsive Design, also die automatische Anpassung der Inhalte an das jeweils verwendete Endgerät. Der Nutzer soll sich nicht mehr damit beschäftigen müssen, die richtige Webadresse einzugeben, sondern die Seite erkennt selbsttätig, welche Art von Endgerät verwendet wird und welche Darstellung der Webseite sinnvoll ist. Während man dies bei anderen CMS meist über die Verwendung bestimmter Themes (wie bei WordPress) lösen kann, stößt man dort immer dann an die Grenzen, wenn ein gewünschtes Theme vom Design her passt, aber die Kompatibilität mit Responsive Design nicht gegeben ist.

Bei Typo3 kann man dies durch Anpassungen relativ einfach umsetzen – vorausgesetzt, man verfügt über die technischen Fähigkeiten. Es mag angesichts solcher Sätze nicht so scheinen, aber Typo3 ist wirklich einfach zu bedienen. Man muss dabei die Bedienung und die Handhabung der Installation vielleicht voneinander trennen. Denn es ist eine Sache, wenn der IT-Spezialist der Firma Typo3 einrichtet und betreut und eine andere, wenn die Mitarbeiter, die mit dem CMS umgehen, mit Typo3 eine simple und leicht zu bedienende Oberfläche erhalten. Aus diesem Grund eignet sich Typo3 eben auch eher für größere Firmen, die eigene IT-Leute für die Implementierung aller Wünsche haben, aber gleichzeitig im Alltag einen einfachen Zugang zum CMS erwarten.

Tatsächlich gilt Typo3 als besonders benutzerfreundlich. Das war nicht immer so, ältere Installationen erscheinen oft kompliziert und undurchsichtig, doch seit dem Release der Version 7 sind auch unerfahrene Mitarbeiter und Redakteure in der Lage, Typo3 ohne große Vorkenntnisse in Sachen CMS zu verwenden.

Keine Lizenzgebühren

Quelloffene Software wie Typo3 hat den Vorteil, dass keine Lizenzgebühren gezahlt werden müssen. Deswegen heißt es oft, es sei kostenlos. Das stimmt dann, wenn man den Aufwand für die Arbeit zur Einrichtung und Wartung des Systems nicht miteinbezieht, denn das kann (wie bereits erwähnt) die Beschäftigung von echten Spezialisten erfordern. Selbst, wenn man über diese Kenntnisse verfügt, darf der Zeitaufwand nicht unterschätzt werden, denn der schlägt sich für Unternehmen eben auch in finanziellem Aufwand nieder. Dennoch: Im Vergleich zu vielen (oft sehr teuren) geschlossenen Systemen bietet Typo3 mindestens die gleiche Funktionalität und individuelle Anpassbarkeit. Zudem kann man davon ausgehen, dass Typo3 in den aktuellen Versionen auf absehbare Zeit hin weiter entwickelt und betreut wird.

Die Einstellung des Supports (wie das bei Open Source oft der Fall ist) muss so schnell nicht befürchtet werden. Im Gegensatz zu vielen anderen Open Source Community-Lösungen bekommt man bei Typo3 für bestimmte Versionen sogar festgelegte Termine für die nächsten Updates. Diese Zukunftssicherheit ist natürlich auch relevant bei der Entscheidung für ein CMS. Es ist insgesamt ein sehr ausgereiftes und erprobtes System, das eine stabile Umgebung für Unternehmenswebseiten zur Verfügung stellt. Das gilt für jede beliebige Größe der Firma. Zudem wird eine große Bandbreite an Sprachen abgedeckt, in denen die Software inklusive Support angeboten wird.

Es mag nun der Eindruck entstanden sein, dass Typo3 nur dann eingesetzt werden sollte, wenn man programmieren kann.
Es mag nun der Eindruck entstanden sein, dass Typo3 nur dann eingesetzt werden sollte, wenn man programmieren kann.(#02)

Im Alltag ist Typo3 sehr einfach zu bedienen

Es mag nun der Eindruck entstanden sein, dass Typo3 nur dann eingesetzt werden sollte, wenn man programmieren kann. Das stimmt so nicht, denn ähnlich wie bei WordPress gibt es auch für Typo3 einige tausend Erweiterungen (anderswo Plugin genannt), mit denen man sehr viele Features und Extras der eigenen Seite hinzufügen kann. Manche sind nutzerfreundlicher als andere, aber in der Regel gibt es für die meisten Probleme im Umgang mit dem CMS im Alltag bereits eine Lösung, die man über die sogenannten Typo3-Extensions implementieren kann.

So wird die Einbindung von Social-Media-Plattformen, ein Online-Shop oder ein Formular für die Kontaktaufnahme einfach ermöglicht. Wer damit noch nicht auskommt und sich selbst nicht an der Programmierung von Features versuchen kann oder möchte, hat die Möglichkeit, maßgeschneiderte Features für das eigene Unternehmen bei diversen Agenturen in Auftrag zu geben. Das geht dann aber natürlich nicht kostenlos. Es ist einer der Gründe, warum Typo3 von vielen SEO-Agenturen und ähnlichen Firmen ihren Kunden empfohlen wird, da sich die Anforderungen der Kunden dort relativ leicht und nahtlos umsetzen lassen. Im Rahmen eines Gesamtkonzepts für die Kundenbetreuung zur Einrichtung eines CMS, bei dem die Agentur die Wartung und Einrichtung des Systems übernimmt und die Firma nur das CMS im Alltag nutzen möchte, ist Typo3 also durchaus auch dann geeignet, wenn man als Unternehmen über keine eigene IT-Crew mit entsprechenden Kapazitäten und Kenntnissen für Typo3 verfügt.

Intuitive Arbeitsumgebung und einfache Rechtevergabe

Auf der reinen User-Seite, also für das Erstellen, Bearbeiten und Einpflegen von Inhalten auf der Webseite, ist das CMS Typo3 sehr unkompliziert und intuitiv bedienbar. Der Aufwand für Schulungen hält sich sehr in Grenzen. Wer mit einem Textprogramm umgehen kann, kann in der Regel auch mit Typo3 umgehen. Die meisten Mitarbeiter finden sich intuitiv zurecht und benötigen gar keine größere Einweisung, je nach Umfang der Arbeiten und der gewünschten Funktionen kann aber eine Schulung durch Profis sinnvoll sein. Die Rechtevergabe ist gerade in größeren Unternehmen dabei natürlich ein wichtiger Faktor.

Ein Mitarbeiter, der nur am CMS für seinen jeweiligen Bereich arbeiten soll, darf natürlich keine Einstellungen in den Tiefen des Systems vornehmen. Mit einem einfachen Rechtevergabesystem ist Typo3 perfekt dafür geeignet, einzelnen Nutzern oder ganzen Nutzergruppen exakt die Rechte zu geben, die sie für die Erfüllung ihrer Aufgabe benötigen. Dadurch können keine versehentlichen Malheure passieren, die sich auf das ganze System auswirken und die Mitarbeiter gelangen immer genau in ihren spezifischen Arbeitsbereich, ohne sich aufwändig durch eine unübersichtliche Verzeichnisstruktur kämpfen zu müssen. Sehr gut ist übrigens, dass veraltete Links auf der Seite konsistent bleiben und automatisch angepasst werden – ungültige oder verschobene Verknüpfungen werden von Typo3 automatisch aktualisiert.

Obwohl man Typo3 theoretisch für Webseiten jeder Größe verwenden kann, lohnt es sich aufgrund der komplexen Struktur und des Programmieraufwandes eigentlich erst ab einer gewissen Unternehmensgröße.
Obwohl man Typo3 theoretisch für Webseiten jeder Größe verwenden kann, lohnt es sich aufgrund der komplexen Struktur und des Programmieraufwandes eigentlich erst ab einer gewissen Unternehmensgröße. (#03)

Hier nun noch einmal die Vorteile und Nachteile von Typo3 im Überblick:

Vorteile:

  • keine Lizenzgebühren durch Open Source
  • große Entwickler-Community
  • zuverlässige Update-Struktur
  • sehr flexibel konfigurierbar für individuelle Anforderungen
  • optische und technische Gestaltung nahezu unbegrenzt
  • konsistente Links – veraltete Links werden automatisch korrekt verwaltet
  • sehr fein einstellbare Rechtevergabe
  • kaum Schulungsaufwand für die reine CMS-Nutzung

Nachteile:

  • Anfälligkeit für Hackerangriffe durch Open Source
  • bei komplexen Architekturen der Webseite sind Anfänger schnell überfordert
  • für sehr kleine Seiten oft ein Overkill an Installationen und Funktionen
  • individuelle Anpassung erfordert Programmierkenntnisse
  • eher für mittlere und große Unternehmen geeignet
  • Anpassung für SEO etwas aufwändiger als z. B. bei WordPress

Fazit: Typo3 ist zuverlässig, aber nichts für den kleinen Webauftritt

Obwohl man Typo3 theoretisch für Webseiten jeder Größe verwenden kann, lohnt es sich aufgrund der komplexen Struktur und des Programmieraufwandes eigentlich erst ab einer gewissen Unternehmensgröße. Ohne die erforderlichen Kenntnisse oder eine leistungsfähige IT-Abteilung ist die Nutzung von Typo3 als CMS suboptimal. Wer aber größere Unternehmen mit einem leistungsfähigen und zukunftssicheren CMS ausstatten will, das komplexe Features und individuell anpassbare Optik und Funktionen bietet, fährt mit Typo3 sehr gut.


Infografik: :©Schwarzer.de
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