TYPO3 oder WordPress? Was ist wirklich besser?

Dieser Frage gehen eine ganze Reihe von Autoren nach. Je nach Schwerpunkt der Agentur, welcher der Autor angehört, fallen auch die Antworten aus. Ob TYPO3 oder WordPress “besser” sind, beleuchten wir heute mal aus einem anderen Blickwinkel.

Wo finden WordPress und TYPO3 ihren Einsatz? Und: Warum?

Ein Wort vorab: Als Digital-Agentur sind wir ausschließlich für Unternehmen tätig. Daher fokussieren wir in diesem Artikel den Vergleich der beiden CMS aus der Perspektive des Corporate Entscheiders. Dies ist im Regelfall der Marketeer bzw. der IT-Verantwortliche eines Unternehmens. Unsere Leser, die als private Blogger tätig sind, haben ihre eigenen Beweggründe, sich für das eine oder andere CMS zu entscheiden, was gewiss seine Gültigkeit für die jeweilige Person hat.

Wer setzt TYPO3 und WordPress ein?

Vergleicht man die verschiedenen Grafiken zu Marktanteilen von TYPO3 und WordPress, erkennt man unschwer einen cirka 5-fach höheren Verbreitungsgrad von WordPress. Wer schon mal ein Blog mit WordPress aufgesetzt hat oder dabei zugesehen hat, der kann nachvollziehen, warum sich viele Betreiber einer Webseite oder eines Blogs für WordPress entscheiden: Der Start ist nach Minuten möglich. Das zählt umso mehr, je weniger eigene Praxiserfahrung man in der CMS-Handhabung hat. Da ist es naheliegend, dass ein Blogger sich oder Betreiber einer privaten Webseite für WordPress entscheidet. Zudem gibt es eine Vielzahl von Themes, die dem Nutzer das Empfinden geben, das Design kostenfrei oder für schmales Geld erhalten zu können.

Ein Unternehmen benötigt diese Bequemlichkeit des leichten Einstiegs nicht. Denn ein Unternehmen wird den Launch der Webseite einer Agentur des Vertrauens überantworten. Diese Agentur übergibt die betriebsbereite Webseite. Da muss im Unternehmen kein TYPO3- oder WordPress-KnowHow für den Launch vorhanden sein. Somit kann ein Unternehmen frei über die Wahl des CMS entscheiden.

Ist WordPress nicht viel günstiger als TYPO3?

Diese Frage mündet nicht in die Diskussion über die vielen Themes für WordPress. Diese Vielfalt an Themes gibt es für TYPO3 nicht. Das ist eigentlich schade, aber es ist auch kein Beinbruch, denn: Ein Unternehmen wird auf der Corporate Website ein sehr individuelles Design umsetzen lassen. Zudem setzt die Gestaltung dort ein Kommunikationskonzept um, welches dem Nutzer die Positionierung des Unternehmens vermittelt – nach Zielgruppensegmenten differenziert. Diese Aufgabe kann ein bestehendes Theme von WordPress nicht übernehmen. Und das Einbinden eines Logos im WordPress Theme ersetzt die Konzeptionsarbeit nicht.

Daher gehen WordPress und TYPO3 im Corporate Einsatz gleichauf an den Start. Das, was die Webseite wirklich wertvoll macht, ist das Hirnschmalz der Agentur. Dieses fließt in das Konzept für die Kommunikation auf der Webseite ein. Daraus leiten sich dann Struktur, Nutzerführung und Content-Angebote ab. Damit ist der tatsächlich wertschöpfende Part bereits abgeschlossen, denn:

All diese Vorgaben werden bei beiden CMS in gleicher Weise in HTML und CSS gegossen. In beiden Fällen entsteht etwas, das man als “Template” bezeichnen sollte. Es ist vorwiegend HTML-/CSS-Programmierung. Der Umfang der Arbeiten wird sich bei beiden Templates nur geringfügig unterscheiden. Dadurch sind sind beide CMS bei den Kosten für die Implementierung von Design und Struktur der Webseite etwa gleichauf.

Wie hoch sind die Kosten der Webseite mit TYPO3 und WordPress?

Die Höhe der Kosten richtet sich nicht nach dem zugrundeliegenden CMS. Vielmehr ist es die Frage: “Beauftragt das Unternehmen eine Agentur oder einen Freelancer mit dem Launch?”

Umsetzung der Webseite durch den Freelancer

Der Freelancer arbeitet oft als 1-Mann-Team. Das hat den Vorteil, dass Kommunikationsprozesse eher “kürzer” sind und weniger Team-Mitglieder “synchronisiert” werden müssen. Und der Stundensatz ist ein Stück niedriger. Davon lassen sich Viele gerne einfangen.

Die Personalunion von “Entwickler”, Qualitätssicherer”, “Administrator” und “Projektmanager” ist hier der große Nachteil. Fällt die eine Person aus, steht die Entwicklung. Und weil diese eine Person auch ein Mensch ist, ist trotz aller Kompetenz die Fehlerwahrscheinlichkeit höher. Menschlich eben. Fehler bedeutet in diesem Fall den Bereich Programmierung betreffend, aber auch die Kommunikation. Wir Menschen sind nun mal keine Multi-Tasker. Das gilt übrigens auch für ein kleines Freelancer-Team. Für erfolgreiche Launches benötigt es die Aufgabenteilung. Und:

Unternehmen haben strukturierte Workflows und Arbeitsprozesse. Und es besteht die Erwartung, dass externe Partner sich nahtlos in diese Prozesse integrieren. Der Freelancer in Personalunion wird hier trotz besten Willen an seine Grenzen stoßen. Das birgt das Risiko von Konflikten und unangenehmen Erfahrungen für die Team-Mitglieder auf Unternehmensseite.

Umsetzung der Webseite durch die Digital-Agentur

Wenn man mal die schwarzen Schafe der Branche außen vor lässt, kann man davon ausgehen, dass eine Digital-Agentur sich ebenfalls strukturierter Arbeitsprozesse bedient. Das Projektmanagement wird von einer dedizierten Person wahrgenommen und dadurch auch umgesetzt. Das bewirkt eine koordinierte Vorgehensweise. Und es bewirkt eine bessere Verzahnung mit den Prozessen des Unternehmens. Das Ergebnis? Weniger Reibung und mehr Zufriedenheit auf beiden Seiten.

Das Vorhandensein von Projektmanagement lässt auch erwarten, dass Qualitätssicherung groß geschrieben wird und dass dies nicht beim Kunden landen wird (“Passt das so für euch?”). Bewirkt die Umsetzung durch die Digital-Agentur höhere Kosten?

Ja und Nein zugleich. Warum?

Die Kosten für die Umsetzung durch die Digital-Agentur
sind höher, weil…

  1. … die Stundensätze in der Agentur naturgemäß etwas höher sind.
  2. … alle notwendigen Arbeiten (Qualitätssicherung z.B.) auch tatsächlich ausgeführt werden und nicht klammheimlich unter den Tisch fallen.
  3. … die Digital-Agentur dem Kommunikationsbedürfnis des Unternehmens stärker gerecht werden kann, was der Freelancer tendenziell eher nicht mag, weil es ihn von der Umsetzung abhält. Dadurch wird mehr kommuniziert. Dies bewirkt mehr Aufwand, bewirkt jedoch bessere Prozesse und führt zu mehr Zufriedenheit!
  4. … die Digital-Agentur eher eine 360°-Sicht besitzt, die man von dem Freelancer mit Mono-Schwerpunkt weniger erwarten darf. Da gibt es im Projektverlauf auch schon mal Handlungsempfehlungen, die tatsächlichen Mehrwert generieren. Und die beim Freelancer womöglich nie gegeben worden wären. Nicht aus Boshaftigkeit, sondern weil er durch seinen Fokus nicht alle Themen auf dem Schirm haben kann.

Die Kosten für die Umsetzung durch die Digital-Agentur
sind niedriger, weil …

  1. … der Personalaufwand im Projekt innerhalb des Unternehmens sehr viel niedriger ist. Die Arbeitsprozesse laufen ja besser. Die Kommunikation ist wirksamer. Das zahlt sich sofort aus.
  2. … die Projekt-Verzögerungen und -Ausfälle etwa durch Krankheit entfallen. Die Digital-Agentur hält ein Team bereit, das derlei Ereignisse auffängt.
  3. … Spezial-Know-How von Experten im Agentur-Team schneller für Lösungen verfügbar wird als beim Freelancer, wenn Herausforderungen auftauchen.
  4. … die Digital-Agentur schneller Ressourcen bereitstellen kann, wenn die Timeline verkürzt werden soll oder wenn unerwartet Spezial-Know-How benötigt wird. Und die Integration der neuen Know-How-Träger ins Projekt-Team geschieht im Idealfall für das Unternehmen unbemerkt.

Das soll keinen Freelancer herabwürdigen. Ganz im Gegenteil. Ist dieser mit im Team der Agentur, wird er zur Höchstleistung auflaufen können, da er alles, was jenseits seines fachlichen Fokus steht, abgeben kann.

SEO mit TYPO3 und WordPress

Die Wirksamkeit von SEO ist nicht die Frage, wie META-Keywords ausgespielt werden. Wer sich von diesem Einsteiger-Niveau gelöst hat, der hat verstanden, dass die Wirksamkeit von SEO mit der Strukturierung des Contents auf der Webseite beginnt. Das ist unabhängig vom CMS auszuführen. Es ist ein konzeptioneller Prozess. Seine Umsetzung kann gleichermaßen mit TYPO3 und WordPress erfolgen.

Die Optimierung der Contents auf den Seiten der Webseite wird mittels PlugIns (WordPress) und Extensions (TYPO3) umgesetzt. Welche hierfür die besten sind? Dafür haben wir bewährte Kandidaten am Start.

Mehr ist zum Thema SEO (eigentlich: OnPage-Optimierung mit dem CMS) nicht zu sagen. Da geben sich beide CMS Systeme nichts. Punkt.

Die Administration im CMS

Wer die Administration der Digital-Agentur überlässt, kann sich zurücklehnen. Die Administratoren in der Agentur wissen mit dem jeweiligen System umzugehen. Hier ist keine Entscheidung pro oder contra zu treffen.

Möchte ein Unternehmen seine Corporate Webseite selbst administrieren, ist es allerdings schon anders.

Administration der Webseite mit WordPress

Alle Administrationsfunktionen sind im direkten, leichten Zugriff. Die Zugangskontrollen / Rechte sind nicht so fein granular steuerbar wie bei TYPO3. Auch die Handhabung der Administrationstools ist etwas grobschlächtiger.

Administration der Webseite mit TYPO3

Das TYPO3-Backend erlaubt die Administration von TYPO3 in strukturierter Weise. Bereiche lassen sich sauber gegeneinander abgrenzen. Für einen Administrator ist der Umgang mit dem TYPO3-Backend tendenziell eher aus der Welt stammend, in der er unterwegs ist.

Was spricht denn nun für TYPO3 oder gegen WordPress?

Es gibt tatsächlich eine Aufgaben, bei denen TYPO3 und WordPress ganz unterschiedlich performen. Und davon möchte ich jetzt einige ausgewählte nennen.

Strukturierte Inhalte

Wer mit WordPress strukturierte Contents auf einer Seite erstellen möchte, wird Tools wie “Elementor” oder das “Uncode” Theme verwenden wollen. Allerdings erscheint uns der so produzierte HTML-Code wenig optimiert und höchst umfangreich. Die Pflege von Seiten mit strukturierten Inhalten ist im Backend (im weitesten Sinne der Redaktionsbereich) von TYPO3 einfacher zu lösen. Die Strukturiertheit von Seiten ist für TYPO3 der Standard. Von daher sind Mechanismen vorhanden, deren Pflege auf einfache Weise zu ermöglichen. Dennoch erfolgt die Auslieferung der Inhalte in hochwertigem und sparsamem HTML.

Wann ist eine Seite strukturiert? Wenn die Inhalte nicht sequentiell wie die Perlen auf einer Schnur aufgereiht sind. Wenn diese zum Beispiel nebeneinander stehen, in einem Raster geschachtelt stehen und vom Redakteur gezielt an der Stelle bearbeitet werden, an der sie innerhalb der Seitenstruktur zu liegen kommen. TYPO3 bietet diese Option als Standard, während WordPress dazu Erweiterungen wie oben beschrieben benötigt. Letzteres empfindet man schnell als aufgesetzt und unhandlich, da die zugehörigen Bedienelemente sehr raumfüllend und wenig intuitiv sind.

Strukturierte Inhalte sprechen also für den Einsatz von TYPO3.

Gliederbarkeit der Webseite

Bei TYPO3 lassen sich ganze Unterbereiche der Website mit einem individuell angepassten Layout und entsprechender Funktionalität versehen. Gerade bei komplexen Websites ist dies oft der Fall. Dies bedeutet, dass in einer einzigen TYPO3-basierten Website jedem Teilbereich ein individuelles Layout zugewiesen werden kann. Auch ein Set von Funktionalität lässt sich so zuweisen. Bei kleinen Websites oder One-Pagern wird dies seltener der Fall sein. Doch werden Service-Portale an die Corporate Website angedockt, kommt dieser Fall schnell mal vor.

Komplexe Websites sprechen also für den Einsatz von TYPO3.

Performance

Nach unserer Beobachtung des Serververhaltens zieht WordPress sehr viel mehr Rechenleistung auf dem Server. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass die Webseite auf Basis von TYPO3 performanter sein wird.

Wenn Performance eine Aufgabenstellung ist, spricht dies für die Verwendung von TYPO3.

Sicherheit: ELTS

Die Sicherheit der Webseite ist eine wichtige Aufgabe. Die Bereitstellung von notwendigen Updates – also die sicherheitsorientierte Pflege des CMS – ist ein wichtiger Service, den man beim Betrieb der Webseite im Auge behalten muss. Nun sind gerade komplexe Systeme oft nur mit großem Aufwand an neue Versionen eines CMS anpassbar. Das hat die monetäre Komponente, dass dafür möglicherweise zum Unzeitpunkt kein Budget verfügbar ist. Das hat die zeitliche Komponente, dass die Migration zur neuen Version gerade kein Zeitfenster erhalten kann. Läuft dann die eingesetzte CMS-Version aus dem Servicefenster, beginnt der Verantwortliche schon mal zu schwitzen, denn der Wechsel ist zwar notwendig aber nicht umsetzbar.

Bei TYPO3 ergibt sich die Möglichkeit, mittels des ELTS (= “Extended Long Term Support”) für eine “alte Version” weiterhin Sicherheits-Updates zu beziehen. Das nimmt der Sache dann schon mal den Zeitdruck. ELTS ist nicht kostenfrei, doch ist es allemal entspannend, sich etwas Zeit einkaufen zu können.

Fazit: Was ist nun letztlich besser?

Ich rate zur genauen Betrachtung der Zielsetzung/Rahmenbedingung im Webprojekt. Grundsätzlich kann ich sagen: je einfacher die Anforderungen sind, umso eher wird WordPress eine mögliche CMS-Lösung sein. Je komplexer die Anforderungen werden, umso eher wird TYPO3 die beste Lösung sein.

Am Anfang des Artikels sprach ich die populären Themen wie “Kosten” und “SEO” an, auf die man allerorten im Internet trifft, wenn es um den Vergleich der beiden Systeme geht. Doch gerade diese Themen sind es, die beide CMS nur marginal unterscheiden. Es sind die funktionalen Anforderungen an die Website, die den Unterschied machen.

War das nun ein Abgesang auf WordPress? Mitnichten! Unsere verlagseigenen Online-Magazine sind sämtlich auf Basis von WordPress entwickelt – und hatten vor vielen Jahren TYPO3 als CMS-Basis. Der Wechsel erfolgte, weil WordPress bei Online-Magazinen die Stärken seiner Software-Architektur ausspielen kann: Das Ausspielen von einfachen redaktionellen Inhalten. Exakt dieses Einsatzszenario ist das Kernfeld, in dem WordPress zuhause ist. Und exakt diese Welt findet sich im Kontext der Online-Magazine wieder.

Unsere Corporate Website haben wir ebenfalls auf WordPress aufgesetzt. In diesem Fall nicht aus dem Grund, weil wir es für die bessere Lösung halten. Vielmehr hatten wir aufgrund der Struktur die Wahl zwischen TYPO3 und WordPress. Und wir haben uns entschieden, das Thema einem Langzeittest zu unterziehen. Zuvor (seit 2004) nutzten wir für unsere Corporate Website das CMS TYPO3. Und viele Learnings, die sich in diesem Artikel finden haben wir zwar zuvor kennengelernt, doch dann in der Praxis einer Prüfung und Verifikation unterzogen. Einiges erhärtete sich. Einiges erübrigte sich. Dies führte dazu, das wir diesen Artikel mit gutem Gewissen verfassen konnten.

Wenn Sie gerade vor der Frage der CMS-Wahl stehen: Sprechen Sie mich gerne an. (06131/368051) Wir helfen gerne und kennen beide Welten bereits sehr lange.

Hans-Jürgen Schwarzer