Online-Shops: Kunden lieben kurze Ladezeiten

Ist es nicht so? Wir haben doch alle keine Zeit! Jeder sagt das und die Beschleunigung des Tagesablaufs ist insbesondere in der digitalen Welt nicht zu bestreiten. Wer will denn noch lange auf irgendwas warten? Bestellen wir etwas im Online-Shop, hat das Paket idealerweise am nächsten Tag auf unserer Türschwelle zu liegen.

Die Pizza aus der App muss in 30 Minuten heiß auf dem Teller sein. Aber bis es dazu kommt, muss der Kunde erst einmal etwas bestellen. Hakt es dann im Onlineportal mit langen Ladezeiten, verlieren Verbraucher schnell die Geduld und das Vertrauen in die Leistungsfähigkeit des Anbieters.

Qualität bemisst sich heute auch in Geschwindigkeit

Die Zeiten, wo Menschen etwas im Versandhauskatalog herausgesucht und bestellt haben, sind eindeutig vorbei. Die Lieferzeiten waren damals oft endlos, von den Express- und Prime-Angeboten heutiger Tage konnte man damals nur träumen. Aber während man den Katalog einfach aufschlagen konnte, muss man Internetseiten laden. Egal, auf welchem Endgerät: Heutige Verbindungsgeschwindigkeiten erlauben die Darstellung komplexer Inhalte mit vielen Grafiken und Videos binnen weniger Sekunden. Das Wissen um die schnellen

Verbindungsgeschwindigkeiten hat aber leider dazu geführt, dass sich viele Shopbetreiber keine Gedanken mehr um die Ladezeiten machen. Der Kunde hat ja eh schnelles Internet, oder? Dieses Denken ist gefährlich. Denn zum einen hat längst nicht jeder überall die hohe Bandbreite, die man sich wünschen würde. Zum anderen gibt es weitere Faktoren, die Ladezeiten unnötig in die Länge ziehen können. Mehr als drei Viertel aller User hält eine Ladezeit von mehr als drei Sekunden schon für zu viel und neigt dazu, den Online-Shop wieder zu verlassen. Die Ungeduld ist dabei nicht immer der treibende Faktor, vielmehr weckt es (eventuell unbewusst) Zweifel an der Professionalität eines Anbieters, wenn dessen Webseite zu lange Ladezeiten aufweist.

Google bestraft lange Ladezeiten ebenfalls

Schlimm genug, dass einzelne Kunden eine lange Ladezeit als unzumutbar ansehen und die Seite vermutlich niemals ein zweites Mal besuchen werden. Somit könnte man diesen Faktor als echten Conversion-Killer bezeichnen, denn der Abschluss eines Kaufs ist bei kurzen Ladezeiten sehr viel wahrscheinlicher. Neben den Kunden spielt aber selbstverständlich auch die Mutter aller Suchmaschinen eine entscheidende Rolle.

Bei Google werden kurze Ladezeiten als ein Qualitätsmerkmal angesehen, das sich direkt auf das Ranking in den Suchergebnissen auswirken kann. Problematisch ist dabei, dass keiner so genau sagen kann, ab wann Google eine Abwertung vornimmt, denn die Algorithmen sind natürlich streng geheim. Bei Kunden ist das schon einfacher einzuschätzen, denn durch die Erfassung von Statistiken und der Auswertung von Befragungen lässt sich ein ganz gutes Bild zeichnen, was noch als kurze Ladezeit angesehen wird. Doch ob nun drei, vier oder fünf Sekunden – am besten fahren Sie, wenn Sie die Ladezeiten in Ihrem Online-Shop so gering wie möglich halten.

Denn wenn Sie selbst als User auf eine Seite surfen, erwarten Sie schließlich auch sofortige Informationen ohne lange Wartezeiten. Fragen Sie sich einfach, ob Sie auf eine Seite zurückkehren oder gar etwas einkaufen würden, wenn sie ewig auf Informationen, Produktbilder und Warenkorbaktualisierungen warten müssten.

Bei Google werden kurze Ladezeiten als ein Qualitätsmerkmal angesehen, das sich direkt auf das Ranking in den Suchergebnissen auswirken kann. (#01)
Bei Google werden kurze Ladezeiten als ein Qualitätsmerkmal angesehen, das sich direkt auf das Ranking in den Suchergebnissen auswirken kann. (#01)

Auf Aktualisierungen kann oft verzichtet werden

Wie optimiert man nun die Ladezeiten einer Webseite? Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten, sowohl für die On-Page als auch die Off-Page-Optimierung. Manches davon können einigermaßen versierte Betreiber selbst umsetzen, aber wenn das nicht helfen sollte, ist die Hilfe eines Profis angesagt, der die Seiten auf Bremsklötze hin untersucht und sie gegebenenfalls entfernt. Eine erste Analyse kann man mit einem der diversen Tools selbst durchführen, etwa mit Google Analytics, wo sich unter anderem Daten zur Webseitengeschwindigkeit erfassen lassen.

Doch auch Serverprotokolle und Logbücher Ihres Webseitenhosters bieten oft wertvolle Statistiken, die man in Augenschein nehmen kann. Vergessen Sie dabei aber eins nicht: Die schönsten Zahlen bringen Ihnen nichts, wenn die Ladezeiten in der Realität einfach zu lang sind. Um Ladezeiten zu verkürzen, haben sich schlaue Menschen einst den Browser-Cache einfallen lassen. Hier werden Daten wie Bilder und andere Elemente einer Webseite lokal auf dem PC zwischengespeichert. Auf diese Weise müssen sie bei einem erneuten Besuch nicht nochmals geladen werden, was der Ladezeit natürlich zugute kommt.

Doch einen Haken hat die Sache: Der Browser muss wissen, ob die Inhalte im Cache überhaupt noch aktuell sind. Eine solcher Abgleich der vorhandenen Daten mit den aktuellen Inhalten der Webseite benötigt entsprechend Zeit, die sich verkürzen ließe. Wenn Sie Ihre Webseite dahingehend beschleunigen möchten, kann die Verwendung eines Expires-Header Sinn machen. Dabei handelt es sich um Code-Zeilen in der .htaccess-Datei Ihres Servers, die eine Art Verfallsdatum für einzelne Dateien festlegen. Prinzipiell können Sie jede einzelne Datei auf diese Weise kennzeichnen und einen Zeitraum festlegen, in dem nicht auf neue Aktualisierungen geprüft wird (z.B. drei Tage oder eine Woche).

Wichtig ist jedoch, dass die Inhalte tatsächlich nicht in der Zwischenzeit aktualisiert werden. Wissen Sie also, dass Sie Ihre Herbstkollektion für Schuhe in den nächsten Wochen nicht aktualisieren, ist das ein sinnvoller Optimierungsschritt. Stellen Sie hingegen ein aktuelles Infoportal mit Nachrichteninhalten zur Verfügung, wäre dieses Vorgehen weniger geeignet. Generell können die meisten User diese Änderungen in der .htaccess selbst vornehmen, aber wer sich mit Code schwer tut oder einfach nicht selbst darin herumfummeln will, sollte die Hilfe eines Profis in Anspruch nehmen.

Komprimierung ist das Zauberwort

Mit der Optimierung der Ladezeiten über den Browser-Cache ist aber nur der Anfang gemacht. Speziell bei sehr umfangreichen Seiten macht sich eine Komprimierung von Daten sehr positiv bei den Ladezeiten bemerkbar. Je geringer die Datenmenge, desto kürzer die Wartezeit. Mit einer entsprechenden Komprimierung können bis zu 80 Prozent der Dateigrößen reduziert werden, was gerade bei geringen Datenraten ein echter Vorteil ist. Auch diese Änderung lässt sich über Modifizierungen der .htaccess-Datei realisieren. Wenn von Komprimierung die Rede ist, denken Sie sicher nicht zuletzt an Bilder und Videos. Denn die wären ohne Komprimierung echte Speicherfresser. Musikdateien verwenden mp3, Bilder werden oft über .jpg komprimiert und Videos über entsprechende Codecs.

Das Ziel ist immer dasselbe: Datenmengen reduzieren für schnellere Übertragung im Netz (und der Einsparung von physischem Speicherplatz auf der Festplatte). Überprüfen Sie die Inhalte Ihres Online-Shops. Verwenden Sie viele Produktbilder? Haben Sie die vielleicht einfach vom Hersteller übernommen oder in hoher Auflösung von Ihrer Handykamera hochgeladen? Machen Sie sich lieber die Mühe, alle Produktbilder in komprimierter Form einzubinden. Das allein kann gerade bei Produktseiten die Ladezeiten deutlich verkürzen. Videos und große Bilddateien können Sie außerdem auf Hosting-Seiten zwischenspeichern, von wo aus sie in Ihre Webseite eingebunden werden können.

Ob dies die Ladezeiten wirklich verkürzt, hängt allerdings auch wieder davon ab, wie schnell der Zugriff auf den Bilderhoster oder den Videodienst (z.B. YouTube) erfolgt. Übertreiben Sie es aber nicht bei der Komprimierung, denn jedes Komprimieren ist ein Kompromiss bei der Bildqualität. Gerade, wenn Sie etwas verkaufen möchten, sind Produktbilder zu empfehlen, die dem Kunden einen Mehrwert bieten und keine grob verpixelte Ansicht, mit der er wenig anfangen kann. Finden Sie also die richtige Balance zwischen Bildgröße, Auflösung und Nutzen für den Kunden.

Plug-ins sind nützliche Programme, mit denen man Inhalte auf Webseiten pimpen kann. JavaScript dürfte jeder kennen. Manche Plug-ins sind für den Betrieb von Online-Shops und anderen Inhalten einfach notwendig oder wünschenswert. (#02)
Plug-ins sind nützliche Programme, mit denen man Inhalte auf Webseiten pimpen kann. JavaScript dürfte jeder kennen. Manche Plug-ins sind für den Betrieb von Online-Shops und anderen Inhalten einfach notwendig oder wünschenswert. (#02)

Muss wirklich jedes Plug-in sein?

Plug-ins sind nützliche Programme, mit denen man Inhalte auf Webseiten pimpen kann. JavaScript dürfte jeder kennen. Manche Plug-ins sind für den Betrieb von Online-Shops und anderen Inhalten einfach notwendig oder wünschenswert. Aber nicht immer sind diese optimal programmiert und können dadurch die Ladezeiten verlängern. Plug-ins, die Sie nicht unbedingt benötigen, sollten Sie lieber abschalten oder deinstallieren. Nicht jede Spielerei macht Sinn. Zudem kann man den Code der Plug-ins häufig extrem optimieren, indem unnötige Leerzeichen entfernt werden.

Hier bewegen Sie sich als Nicht-Programmierer aber vermutlich auf dünnerem Eis, weswegen das eher etwas für Experten ist. Das gilt nicht nur wegen der Gefahr von potenziellen Fehlern, die sich einschleichen können, sondern auch aus Zeitgründen. Ein erfahrener Programmierer analysiert, erkennt und behebt Ihre Geschwindigkeitsprobleme oder Fehler im Programmcode von Dateien sehr viel schneller als ein Hobby-Seitenbetreiber, der nicht wirklich erfahren ist. Selbst, wenn alles klappt wie gewünscht, muss auch der Zeitaufwand für die Optimierung bedacht werden. Diese Zeit können Sie als Nicht-Programmierer mit einiger Sicherheit besser nutzen.

Mobile Nutzung erhöht den Bedarf für kurze Ladezeiten

Kurze Ladezeiten sind vor allem im Bereich der Suchmaschinenoptimierung ein wichtiger Faktor. Also kennen sich die meisten SEO-Agenturen auch mit der Optimierung von Inhalten und Seitenstrukturen aus, die zu kürzeren Wartezeiten für den User führen. Jede Sekunde, die der User einspart, erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass er in Ihrem Online-Shop bleibt und schließlich etwas kaufen wird. Zufriedene Kunden bringen Ihnen nicht nur wiederholte Umsatzchancen, sondern führen auch zur Aufwertung in den Suchergebnissen bei Google.

Neben dem praktischen Aspekt der Benutzerfreundlichkeit profitiert Ihr Shop also von einer besseren Sichtbarkeit in den Suchergebnissen. Besonders im Hinblick auf die mobile Nutzung des Internets sind lange Wartezeiten kritisch zu sehen. Ist der User beim Einkauf am Desktop-PC oder Laptop oft noch etwas geduldiger, sind mobil abgerufene Informationen über Smartphone oder Tablet nichts, worauf der Kunde nicht lange warten möchte. In diesem Bereich ist die Bereitstellung von komprimierten Inhalten und die Optimierung auf mobile Endgeräte einfach unverzichtbar.

Denn wenn ein Nutzer unterwegs ist, können die Qualität und Geschwindigkeit der Verbindung stark variieren. Außerdem sind Daten auf einem mobilen Endgerät generell anders darstellbar als auf einem Desktop-Gerät. Wir haben alle schon von Responsive Design gehört – also der automatischen Anpassung des Webauftritts je nach genutztem Endgerät. Das lässt sich oft automatisch über Plug-Ins realisieren, birgt aber wiederum die Gefahr, dass durch unzureichende Optimierung weitere Bremsklötze übersehen werden. Für den Benutzer ist die gute Darstellung auf seinem Endgerät letztlich ebenso wichtig wie die kurze Ladezeit.

Wenn Sie wissen wollen, wie gut Ihre Webseite im Vergleich zu Top-Anbietern abschneidet, sollten Sie die Ladezeiten deutscher Onlineshops zum Maßstab nehmen. (#03)
Wenn Sie wissen wollen, wie gut Ihre Webseite im Vergleich zu Top-Anbietern abschneidet, sollten Sie die Ladezeiten deutscher Onlineshops zum Maßstab nehmen. (#03)

Fazit: Kürzere Ladezeiten sind kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit

Es geht letztlich nicht um die Frage, ob einem Kunden drei oder vier Sekunden Wartezeit zuzumuten sind, sondern darum, dass langfristig die Seiten mit den kürzesten Ladezeiten den größten Wettbewerbsvorteil gegenüber gleichwertigen Inhalten der Konkurrenz haben. Je stärker der Wettbewerb in Ihrer Branche, umso mehr müssen Sie auf solche Faktoren achten – auch wenn sie zunächst als Luxusproblem erscheinen. Denn Google sieht es eben nicht als Luxus, den Kunden Seiten mit kürzeren Ladezeiten zur Verfügung zu stellen. Der Verweis darauf, dass früher alles noch viel länger gedauert hat, interessiert Ihren potenziellen Kunden absolut nicht.

Wenn Sie wissen wollen, wie gut Ihre Webseite im Vergleich zu Top-Anbietern abschneidet, sollten Sie die Ladezeiten deutscher Onlineshops zum Maßstab nehmen. Natürlich haben Amazon und weitere große Anbieter andere Möglichkeiten zur Analyse und Weboptimierung. Aber auch hier gilt wieder, dass den Kunden das im Zweifel nicht interessiert. Bieten Sie Ihren Usern also nach Möglichkeit nicht nur einen guten Inhalt mit viel Mehrwert, sondern sorgen Sie gleichzeitig dafür, dass die Ladezeiten möglichst gering ausfallen. Denn dieses Thema wird in Zukunft eher noch an Bedeutung gewinnen.


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