Low-Code vs. No-Code: Chancen und Grenzen für Unternehmen

Low-Code und No-Code sind Begriffe, die in den letzten Jahren immer häufiger in Diskussionen rund um digitale Transformation auftauchen. Unternehmen versprechen sich davon schnellere Entwicklungsprozesse, geringere Kosten und die Möglichkeit, auch Mitarbeitende ohne Programmierkenntnisse in die Anwendungsentwicklung einzubinden.

Doch was steckt wirklich hinter diesem Trend? Während die einen Low-Code/No-Code als Beschleuniger für Innovation feiern, warnen andere vor Risiken wie mangelnder Flexibilität der neuen Sicherheitslücken. Für Unternehmen stellt sich deshalb die zentrale Frage: Wo liegen die Chancen, und wo beginnt die Gefahr?

Dieser Artikel zeigt, welche Potenziale Low-Code und No-Code in der Unternehmensentwicklung bieten, welche Grenzen berücksichtigt werden müssen und wie Unternehmen den Einstieg erfolgreich gestalten können.

Was bedeutet Low-Code und No-Code?

Low-Code-Plattformen ermöglichen die Entwicklung von Anwendungen mit minimalem Programmieraufwand. Statt jede Zeile Code manuell zu schreiben, greifen Entwickler auf visuelle Bausteine, Automatisierungen und vorgefertigte Module zurück.

No-Code geht noch einen Schritt weiter: Anwendungen lassen sich komplett ohne Programmierkenntnisse erstellen. Damit können auch Fachabteilungen eigenständig digitale Lösungen entwickeln – ein Ansatz, der unter dem Begriff „Citizen Development“ bekannt geworden ist.

Beispiele für verbreitete Plattformen sind Microsoft Power Apps, Mendix, Bubble oder Webflow. Sie zeigen, wie unterschiedlich der Markt aufgestellt ist – von Enterprise-Lösungen bis hin zu Tools für Start-ups.

Chancen für Unternehmen

Der Einsatz von Low-Code und No-Code eröffnet vielfältige Möglichkeiten:

  • Schnelligkeit: Anwendungen lassen sich in einem Bruchteil der Zeit entwickeln. Das beschleunigt Innovationszyklen und verkürzt die Time-to-Market.
  • Demokratisierung: Fachbereiche können selbst Lösungen bauen, ohne auf lange Entwicklungsprozesse in der IT-Abteilung warten zu müssen.
  • Kostenreduktion: Weniger Entwicklungsaufwand bedeutet geringere Kosten. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen profitieren.
  • Flexibilität: Neue Ideen lassen sich schnell als Prototyp umsetzen und testen. Anpassungen können ohne große Verzögerungen erfolgen.

Besonders im Bereich interner Tools und Prozessoptimierungen haben Unternehmen dadurch die Chance, Abläufe effizienter zu gestalten.

Grenzen und Risiken

So attraktiv Low-Code und No-Code wirken, es gibt deutliche Einschränkungen:

  • Begrenzte Flexibilität: Komplexe Systeme mit individuellen Anforderungen lassen sich oft nicht abbilden.
  • Sicherheits- und Compliance-Fragen: Datenzugriffe, Verschlüsselung und DSGVO-Compliance sind nicht immer gewährleistet.
  • Schatten-IT: Fachabteilungen entwickeln Anwendungen vorbei an den Richtlinien der IT – das kann langfristig zu Problemen führen.
  • Vendor Lock-in: Wer sich an einen Anbieter bindet, macht sich abhängig von dessen Technologie und Preismodell.

Unternehmen müssen deshalb abwägen, wo Low-Code/No-Code sinnvoll ist und wo klassische Entwicklung langfristig die bessere Wahl bleibt.

Best Practices für die Einführung

Damit die Vorteile überwiegen, braucht es klare Rahmenbedingungen:

  1. Governance aufsetzen: Richtlinien für Sicherheit, Datenschutz und Compliance müssen definiert sein.
  2. Zusammenarbeit fördern: IT-Abteilung und Fachbereiche sollten eng kooperieren, um Doppelstrukturen zu vermeiden.
  3. Pilotprojekte starten: Kleine Projekte eignen sich, um Erfahrungen zu sammeln und Risiken zu minimieren.
  4. Mitarbeitende schulen: Ohne Basiswissen bleiben auch einfache Plattformen ungenutzt oder werden falsch eingesetzt.
  5. Plattformwahl prüfen: Unternehmen sollten Tools wählen, die mit ihrem Wachstum Schritt halten und langfristige Integrationen ermöglichen.

Ausblick

Der Markt für Low-Code- und No-Code-Plattformen wächst rasant. Laut Gartner wird der Umsatz in diesem Segment bis 2026 auf 44,5 Milliarden US-Dollar ansteigen. Gleichzeitig prognostiziert das Analystenhaus, dass bis 2026 rund 75 Prozent aller neuen Anwendungen mithilfe von Low-Code-Technologien entwickelt werden. Auch die Nutzerbasis verändert sich: Bis 2026 sollen 80 Prozent der Anwender außerhalb der IT-Abteilungen arbeiten – ein Indikator dafür, dass Citizen Development zur festen Größe im Unternehmensalltag wird.

Forrester sieht eine ähnliche Entwicklung: Der kombinierte Markt aus Low-Code und Digital Process Automation erreichte bereits 2023 ein Volumen von 13,2 Milliarden US-Dollar und wächst mit rund 21 Prozent pro Jahr. Bis 2028 könnte er ein Volumen von knapp 50 Milliarden US-Dollar erreichen.

Diese Zahlen verdeutlichen: Low-Code und No-Code sind keine Nischenphänomene, sondern entwickeln sich zu einem Standardwerkzeug der digitalen Transformation. Mit der zunehmenden Integration von Künstlicher Intelligenz in Plattformen – etwa durch automatische Codegenerierung und intelligente Workflows – dürfte das Potenzial in den kommenden Jahren weiter steigen.

Fazit

Low-Code und No-Code eröffnen Unternehmen die Chance, Entwicklungszyklen deutlich zu verkürzen, Kosten zu reduzieren und Fachbereiche aktiv in die digitale Wertschöpfung einzubinden. Gleichzeitig erfordern sie klare Governance-Regeln, um Risiken wie Schatten-IT, mangelnde Sicherheit oder Abhängigkeiten von Plattformanbietern zu vermeiden.

Die Prognosen von Gartner und Forrester machen deutlich, dass Low-Code/No-Code künftig nicht mehr nur eine Ergänzung, sondern ein zentrales Werkzeug für Innovation und Prozessoptimierung sein wird. Unternehmen, die jetzt erste Erfahrungen sammeln, sichern sich nicht nur einen Effizienzvorsprung, sondern schaffen auch die Grundlage, um den nächsten Technologiesprung – die Verknüpfung mit KI – aktiv zu gestalten.

Quellen